Leinenverarbeitung

           Getrockneter Flachs, Bildquelle: Pixaby


Rösten


Die Bauern hatten nun mehrere Möglichkeiten, das beim Riffeln übrig gebliebene Flachsstroh für die weitere Verarbeitung zu Leinen zu rösten: Entweder sie breiteten die Pflanzen in der Sonne aus, trockneten sie über einem offenen Feuer, in einem warmen Backofen einer Bäckerei oder einer eigens dafür vorgesehenen Flachsröste. Das nennt man auch Darren.

Ziel war es, die in der Rindenschicht eingelagerten Faserbündel von Stängel Mark und Rinde zu lösen. Beim Rösten, einem Gärvorgang, lösen Bakterien das Bindemittel zwischen Faser und Stängel.

Das Brechen


Die noch warmen Flachsbüschel wurden dann auf der Breche gebrochen, wobei die holzige Umhüllung des Flachsstängels in kleine Stücke zerbrach.

Alternativ zu einer Flachsbreche gab es den Reibebock. Die Flachsstängel wurden mit den Händen festgehalten und über das obere Ende gezogen. Auch hierbei fielen die hölzernen Teile herunter, und die reine Faser, der sogenannte Schwingflachs, blieb übrig.

           Unbehandelter, getrockneter Flachs im Detail

           Bildquelle: Pixaby

           Schwinge


Das Schwingen


Im Anschluss wurde das gebrochene Flachs-Bündel an einen Schwingstock gehängt. Mit einem speziellen Schwingmesser wurde der Flachs bearbeitet, bis die kurzen Fasern und die restlichen Holzteile herausfielen. Dann blieben nur die längeren, weichen Fasern übrig, die sich zur Herstellung von Garn und Tuch eigneten – das sogenannte „Schwingflachs“.


           Hechelkämme

Das Hecheln


Die Fasern wurden geglättet und gekämmt, mithilfe der Hechel, einer speziellen Bürste mit spitzen Eisenstiften. Übrig blieb der wertvolle, feingeschliffene Langfaserflachs mit einer Länge von 50 bis 70 cm.

Nebenprodukt war das Werg. Diese Fasern konnten zwar nicht zur Leintuchherstellung verwendet werden, dienten jedoch zur Abdichtung von Leitungsverschraubungen, als Putzmittel oder wurden versponnen als Werggarn.

Der Langfaserflachs wurde zu Zöpfen geflochten, zu Flachswickeln oder Puppen gedreht und sorgfältig aufbewahrt.

           Unbehandelter, getrockneter Flachs

           Bildquelle: Pixaby